Georg Christoph Gottlieb von Bemmel

Georg Christoph Gottlieb von Bemmel

1765-1811

«Winterlandschaft»

Öl auf Leinwand

Nürnberg, um 1800

Maße: 55cm x 40,5cm

Winterlandschaften stellen in der Landschaftsmalerei etwas Besonderes dar. Sie haben ihr übliches Vorkommen in Jahreszeiten-Zyklen, tauchen aber auch für sich allein auf. Sie reflektieren die Nöte und das Bedrängnis in der kalten Jahreszeit, romantisierende "Weiße Weihnacht"-Gefühle tauchen erst sehr spät auf. Das bekannteste Beispiel ist wohl "Die Rückkehr von der Jagd" (Jagers in de sneeuw, 1565, von Pieter Bruegel d. Ä. (Bauern-Bruegel), Kunsthistorisches Museum Wien). Das Bild des Nürnberger Porträt- und vor allem Landschaftsmalers G. C. G. von Bemmel (gelegentlich "II." genannt), der auch ein gefragter Flötist war, liebte es, seine Landschaften mit symbolischen Zutaten aufzuwerten. 

Der Blick geht in ein weites Tal mit einem zugefrorenen Flüsschen, einem Weiler (Zinken, Drubbel) in Mittelgrund und mit dem Rest der Ortschaft im vorderen Hintergrund, mit einem hoch aufragenden, wuchtigen Gebirgsprospekt im Hintergrund. Wolken, zum Teil von der aufgehenden Sonne zart gerötet, ziehen über den Himmel. Ganz links vorn eine kleine Anhöhe mit einem kahlen Baum. Im Vordergrund und weiter hinten einige Staffage-Figuren. Über die schwarzbraune Erde breitet sich der Schnee aus, die Atmosphäre ist kalt und frostig. Aber die Morgenröte und der an den äußeren linken Rand gedrängte kahle Baum fungieren als Vorboten einer helleren Zukunft. In diesem Zusammenhang ist nicht ganz unwichtig, dass der Kirchturm im Hintergrund mit der Einzelfigur am Ende des Vordergrundes auf einer senkrechten Linie liegt, die den Goldenen Schnitt markiert. Insgesamt strahlt das Bild eine nicht zu verkennende anheimelnde Atmosphäre aus.

 


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