Jean-Baptiste Greuze Jean-Baptiste Greuze

Jean-Baptiste Greuze

1725 Tournus - Paris 1805

Umkreis

«Prinzessin und junger Prinz»

Gemäldepaar, Öl auf Leinwand in originaler Rahmung vergoldet

Prov.: ehemals Privatsammlung USA

Frankreich, um 1760-1780

Maße je: 32cm x 40,5cm

Jean-Baptiste Greuze gehörte zu den stilbildenden Künstlern seiner Zeit, und, obwohl er als Historienmaler anerkannt werden wollte (also für die höchste Rangstufe in der akademischen Hierarchie der Gattungen der Malerei optierte), hat er doch hauptsächlich Porträts und Genrebilder geschaffen, die allerdings zu den besten Produktionen ihrer Art zählen. In späteren Jahren verfolgte er ein eigenes Schönheitsideal mit herzförmigem Gesichtsschnitt.

Aus seinem Umkreis stammen die beiden Pendants eines Prinzenpaares, um 1760-80, wobei die Prinzessin unübersehbar der jungen Dame in Greuzes Meisterwerk "Der zerbrochene Krug" (La cruche cassée, 1771, Louvre) ähnelt.

In beiden hoch-ovalen Bildern mit identischer Rahmung begegnen uns die Porträtierten als Taillenstücke (Halbfiguren) vor einer Landschaft, die aber im wesentlichen aus Himmel und etwas Botanik besteht. Bei der Prinzessin ist links ein Stück (Meeres-) Strand auszumachen.

Die Prinzessin trägt Mittelscheitel und ein mit Blüten geschmücktes, taubenblaues Haarband. Das ist im Hochadel und Grossbürgertum, im 18. Jahrhundert als Alternative zur "Turmbau"-Frisur des Rokoko, eine spätestens seit dem frühen 16. Jahrhundert häufig getragene betont schlichte, quasi "private" Frisur, wie man an Darstellungen etwa von Jan Gossaert (1478-1532) sehen kann (Mary Tudor und Charles Brandon, 1515, Woburn Abbey), oder auch in Ludwig Doells (1789-1863) Porträt der "Prinzessin Louise von Sachsen-Gotha-Altenburg", 1812 (Gotha, Schlossmuseum Schloss Friedenstein).

Das weiße Gewand der Prinzessin ist in antikisierendem Stil gehalten, was weiland häufiger anzutreffen war; am Dekolleté hat's eine lachsfarbene Rose mit Blättern und Stiel (in der Art der "Alten Liebe" oder auch "Fortune's Double", ggf. Vorläufer). Das Bild strahlt eine heitere Anmut aus, die als Eigenschaft der Person gesehen werden soll.

Der jugendliche Prinz  trägt eine rote, vierschlaufige Blumen-Schleife im Haar, dazu eine passende, gebundene Fliege um den Hals. Mit einer Art Hausmantel in Graugrün mit Satinglanz und mit großem Ausschnitt und Pelzkragen bekleidet, dazu ein tief angesetztes Hemd mit Rüschen. Er trägt eine lockige Frisur, die in ihrer Schlichtheit ebenfalls als "privat" zu verstehen ist.

Aus alledem geht hervor, dass diese Pendants keine offiziellen Staatsporträts, sondern eher private Bilder, auch für eine Ahnengalerie gedacht waren.

 


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