Jacques Sébastien Le Clerc

Jacques Sébastien Le Clerc

1734 - Paris - 1785)

Fête Champètre

Öl auf Leinwand

Frankreich, Epoche Louis XV

 

 

 

Maße: 39 cm x 49 cm 

 

 


 


Das Bild von Jacques Sébastien Le Clerc (1734 -1785) ist ein Zeugnis einer in den Wirren der Französischen Revolution untergegangenen Welt, nämlich der des Ancien Régime. Von dieser hat Talleyrand einmal gesagt, dass derjenige, der sie nicht gekannt habe, nicht ermessen könne, was die Süße des Lebens sei. Es zeigt das zu der Zeit beliebte Motiv der Fête Champêtre, des (Liebes-) Fests im Freien. Das war meist ein Garten oder Park, hier findet es jedoch in der freien Natur statt, was für die Naturgegebenheit der Handlung steht. Die Liebesfeste im Freien hat vor allem Jean-Antoine Watteau (1684-1721) bekannt gemacht.

Das hemmungslos hedonistische Lebensgefühl dieser Zeit ist uns heute  weitgehend abhanden gekommen, aber die historischen Zeugnisse des Lebensgenusses von früher reflektieren auch zeitgenössische Träume

Bei Leclerc treffen wir auf ein Panoptikum aller Ideale und Idealvorstellungen der Zeit: Der Blick in die Welt links, das Liebensfest mit Wein, Weib und Gesang in der Mitte, rechts die ein wenig an Boucher erinnernden, einfachen bäuerlichen Bauten, die die Landidylle meinen. Ein arkadischer Traum, und er fasziniert noch heute.

Bemerkenswert ist die ruinöse Bogenarchitektur rechts hinter dem drapierten Baum. Sie ist im Einklang mit der Ruinenmalerei der Zeit, zum Beispiel auch bei Giovanni Paolo Pannini (1691-1765), Giovanni Battista Piranesi (1720-1778), und Hubert Robert (1733-1808), die als protoromantisch verklärtes Sinnbild der Vergänglichkeit fungiert und mit der Ästhetik des Erhabenen zu tun hat. 

Der drapierte Baum ist eine Nobilitierungsformel. Die Draperie steht für einen Aspekt von Innenraum, von Behaustheit, stammt aber aus der Darstellung der „revelatio“, der Offenbarung, und wurde von Holbein im Porträt des Thomas Morus als veredelndes Versatzstück in die profane Malerei eingeführt.

Die meisterliche Pyramidalkomposition mit dem die Arme ausbreitenden und so die Welt umarmenden Trinker , die im Baum weitergeführt wird, teilt das Bildfeld fast schon modern in vier Zwickel auf, die so entstehenden X-Linien schneiden sich im Gesicht des Zechers der himmelwärts blickt. Gerade so wie es in der Bibel steht: „Trinke Deinen Wein mit frohem Herzen, denn Gott hat längst seinen Gefallen daran gefunden.“ (Prediger 9,7).

 

 

Literatur:

Der Schein des Schönen. Hrsg. v. Dietmar Kamper und Christoph Wulff, Steidl Verlag, Göttingen 1995 

 

 


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